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Kapitel 5 - Gedanken

Manchmal frage ich mich warum ich überhaupt noch an diesem Projekt arbeite, es raubt mir meine gesamte Zeit, mein Leben, meine Liebe. Abgesehen davon fördere ich damit die Diktatur, was als normaler Bürger nicht grade von anderen als ehrenhaft bezeichnet wird.
Viele Gedanken schwirren in meinem Kopf umher, abschalten kann ich sie nicht, auch wenn die Nanobots jeden dieser Gedanken mitschreiben und verfolgen. Ein Vorteil meiner Position ist, dass ich deswegen nichts zu befürchten habe.
Wie soll es weitergehen? Die Städte versuchen krampfhaft nach Außen alles abzuschotten und nichts zu anderen dringen zu lassen, als seien sie alle perfekt, geschaffen aus Gottes Hand. Dies ist, wie jeder weis, absoluter Unsinn.
Ich kann doch nicht alleine bleiben, alt und grau werden ohne jemanden an meiner Seite und am Ende ohne einen Nachfahren sterben. Wie soll ich das alles bewältigen?
Ich sitze zwischen 2 Stühlen. Zum einem dieses Projekt, sicherlich ist es mein ein und alles, aber der Preis ist zu hoch. Sollte ich es jedoch abbrechen, zieht die Regierung direkt den Strick um meinem Hals zu, da sie warscheinlich schon Unmengen an belastendem Material gegen mich hat.
Somit bleibt mir eigentlich nichts zu tun, als immer weiter zu machen. Hoffentlich wird niemals jemand kommen, der besser ist als ich, der sein System besser konfiguriert hat als ich, denn dann wäre mein Urteil gesprochen.
Oftmals treibt mich der Gedanke an eine Flucht in den Wahnsinn, er ist so greifbar nah und doch so fern. Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt. Selbst wenn ich es schaffe werden sie bereits wissen was ich tun werde.
Verdammte Nanobots, unmöglich diese zu entfernen ohne sich bei dem Versuch selbst zu töten.
Ob die Regierung wirklich irgendwann durchgreifen will um ihr Projekt umzusetzten? Das die Nanobots die Kontrolle über den Körper übernehmen können, sofern Gefahr zu Selbstmord und anderen Delikten besteht? Derzeit weigert sich das Volk beharlich.
Wie oft wollte ich schon die Updates für die Nanobots einfach nicht mehr über mich ergehen lassen, nicht hingehen und schauen was passiert, aber ich glaube da hilft selbst meine Position mir nicht weiter.
Gibt es einen Weg die Nanobots auszutricksen? Einfach handeln ohne jegliche Gedanken an das Kommende zu verschwenden? Ist dies möglich? Eventuell werde ich irgendwann den Versuch starten. Hilfe kann ich mir dabei nicht erhoffen.
Wie sehr ich hoffe das es jemanden, oder etwas gibt das mir den Weg erleichtert.
Obwohl jegliches Wort an Gott verboten ist, bete ich dennoch täglich, lese das verbotene Buch, die "Bibel". Ich glaube zwar nicht an eine Gestalt die über uns wacht, denn dann wäre dies nicht so gekommen, aber es muss etwas geben, eine höhere Macht die uns leitet, die uns schützt, oder uns ins Verderben schickt.
Ich glaube nichts geschieht ohne Grund. Man könnte es vielleicht mit Kausalität beschreiben, aber dann ist da immer noch das Schicksal. Was wohl mein Schicksal ist? Ich werde es wohl nie erfahren.

Bald:
Kapitel 6 - Die Kindheit