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Kapitel 11 - Komiker leben allein

Heute traf ich eine ehemalige Schulkameradin. Diana Endres ist ihr Name.Sie verdrehte mir schon früher in meiner Jugend den Kopf. Ich dachte, dass man nicht mehr schöner werden kann, aber heute weiß ich es besser: es geht noch schöner.
Sie erkannte mich sofort wieder. Verflogen war der Traum von Freiheit. Ich lud sie zu einem Kaffee ein. Sie nahm die Einladung an und so saßen wir lachend an einem kleinen runden Tisch und unterhielten uns über die Vergangenheit und unser Berufsleben. Sie erzählte mir, dass sie Botschafterin sei. Sie sei dadurch viel unterwegs und selten in der Stadt anzutreffen, sagte sie mir. Episoden aus ihrem Berufsleben erzählte sie mir nicht. Es sei nur langweilige Diplomatie, die ihr Leben beherrsche, erzählte sie mir.
Ich erzählte ihr einiges über mein langweiliges Berufsleben und sie hing dabei gerade zu an meinen Lippen. Es schien so, als ob sie jedes Wort von meinen Lippen ablesen wollte, bevor man es hörte.
Dann fragte ich sie, ob sie sich in festen Händen befände. Es brauchte schon sehr viel Überwindung für mich eine solche Frage überhaupt zu stellen, aber in diesem Moment lief die Frage einfach über meine Lippen. Sie sagte ohne ein Anzeichen von Überraschung zu zeigen, dass sie vor zwei Jahren in einer Beziehung war, welche sie aber wegen ihrer Arbeit aufgab.
Ihr Job muss wohl sehr zeitraubend sein, wenn man sich von einem Partner deswegen einfach so trennt.
Auch sie fragte nach meinem Beziehungsstatus und ich antwortete mit einem kleinen Witz: "Die einzige Beziehung, die ich bis jetzt eingegangen bin, besteht zwischen mir und meinem Beruf. Wir werden uns wohl nicht mehr so schnell trennen." Mit diesem Witz wurde mir schlagartig auch meine Situation wieder bewusst und mein Gemüt verschlechterte sich etwas. Ihr schien es jedoch nicht aufzufallen und so lachte sie herzhaft über meinen kleinen Scherz.
"Hätte nie gedacht, dass aus dir mal ein Komiker wird, Jack", sagte sie mir. Ich verdrängte ihre Aussage in diesem Moment sofort wieder, aber wenn ich hier hocke und diesen Eintrag schreibe, macht mich das doch etwas nachdenklich. Bin ich etwa ein mürrischer kleiner Mann, den, wenn ich ihn treffen würde, nicht gerade mögen würde?
Dann musste sie plötzlich aufbrechen, nachdem sie einen Blick auf ihre Uhr riskierte. Sie entschuldigte sich, dass sie nun zu einem Termin muss, und schlug ein Treffen mit Essen vor, um noch mehr zu plaudern. Ich bot ihr an, dass wir uns bei mir treffen könnten und dass ich dann auch kochen würde. Sie war mit dem Angebot einverstanden und so machten wir schnell einen Termin aus. Dann war sie auch schon weg. In diesem Moment fühlte ich mich etwas allein.

Demnächst entscheidet ihr über Kapitel 12!

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Im vergleich zu den ersten Kapiteln hat sich dein Schreibstil schon verbessert, hoffe es wird wieder spanned wie in "Der Brief" :>