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Kapitel 3 - Das Programm

Wie ich bereits erzählte, bin ich Programmierer von Beruf. Man sagt mir immer wieder, dass ich der Beste wäre. Lücken konnte man noch nie in meinem Programm finden. Das liegt wohl an dem von mir ausgeklügelten Konzept des Sicherheits-Programms. Man muss sich das Programm so vorstellen:
Man ist an einer Haustür, wofür man keinen Schlüssel besitzt. Rechts neben der Tür steht ein Türsteher, der jeden genaustens beobachtet. Links von der Tür sieht man kleine Schränke in verschiedenen Farben mit verschiedenen Zeichen vorne dran. In diesen Schränkchen befinden sich Schlüssel. Man muss nun mit einem Schlüssel, den man bei sich hat, wenn man ein gewünschter User ist, das richtige Schränkchen öffnen. Öffnet man das Falsche, greift der Türsteher ein. Man entnimmt nach Öffnen des Schränkchens den Schlüssel, der im Inneren des Schränkchens liegt. Mit diesem muss man nun ein weiteres Schränkchen öffnen. Auch hier achtet der Türsteher darauf, dass es das richtige Schränkchen auf Anhieb ist. Nach einigen Schlüsseln und Schränkchen hält man dann den Haustürschlüssel in der Hand. Das glaubt zumindest der Hacker. Man darf damit nun nicht die Haustür öffnen, sondern den Türsteher ansprechen und ihm den Schlüssel geben. Er öffnet dann die Haustür.
Der Gedanke dieses Systems ist es also, dem Hacker vorzugaukeln, dass er auf dem richtigen Weg ist und dann die Falle zuschnappen zu lassen. Alle Hacker, die es versucht hatten, fielen auf diese Falle rein. Bei jedem Alarm, der vom Türsteher ausgelöst wird, werden übrigens alles an den Schränkchen geändert, also Farbe, Zeichen und Reihenfolge.
Die Hacker werden gerissener, aber mein Programm ist ihnen immer ein Schritt voraus. Selbst, wenn sie das Konzept verstehen würden, gäben es noch genug Fallgruben.
An diesem Programm schreibe ich nun schon, seit ich 16 Jahre alt bin. Das Programm ist wie ein guter Freund, den man nicht mehr loslassen will und den man gut kennt.
Ich glaube, dass selbst ich nicht dieses Programm knacken kann. Ich würde keine Lücke finden, obwohl ich das Programm geschrieben habe. Es liegt daran, dass ich meine Zeit nicht damit verbringen Lücken zu schließen, sondern die Mauer zu verstärken.
Mein Freund, das Programm, hört übrigens auf den Namen "Binary". Manchmal glaube ich, dass der einzige Grund für mein Leben das Programm ist. Viele würden das für traurig halten, aber ich bin darüber ganz und gar nicht traurig. Ich finde es spannend, etwas zu schaffen und dieses dann bis zur Perfektion zu bringen, wobei man die Perfektion aber eigentlich nie erreichen kann.

Bald: Kapitel 4 - Familie